3.7.04
Und wieder mal stand ein Blauauge in der Zeitung "Panaque suttonorum (!), 25 cm, gesund, 150,-- Euro". Ich hatte die Annonce
erst nachmittags entdeckt und dachte natürlich, dass der schon längst verkauft wäre aber Pustekuchen! Er war noch da!
Ich hin. Der Panaque war gerade mal ein Drittel von meinem, also ca. 10 - 12 cm lang und saß in einem Behelfsaquarium mit
ungeheiztem Leitungswasser! Interopercular-Odontoden waren nicht zu erfühlen, geschweige denn zu sehen, also könnte ich ja
Glück haben und es "entwickelt" sich ein Weibchen daraus...
Auf 75,-- Euro habe ich den Wels dann runtergehandelt und jetzt sitzt er in einem Wasser, dass er wenigstens verdient!
Zur Eingewöhnung und zur Beobachtung habe ich ihn erstmal nicht zu dem großen gesetzt; er sitzt jetzt zusammen mit einem
gleichgroßen Panaque nigrolineatus unter einigen Moorhölzern bei warmen Wasser auf Sand.
Nach der Quarantäne: Dieser Wels wehrt sich nicht besonders, wenn man ihn per Hand aus dem Becken nimmt. Überhaupt
scheinen mir die Blauaugenharnischwelse angesichts eines Menschen eine "Seelenruhe" zu haben, wie ich das von anderen
Welsen eigentlich nicht kenne.
Ich habe den neuen in das große Diskusbecken (560ltr.) gesetzt, wo er mindestens 28 C und einen niedrigen Leitwert
vorfindet - und plötzlich ist er aufgetaut, schwimmt untersuchend hier- und dorthin, raspelt an diversen Wurzeln
und an einer Kartoffelscheibe, kurz - er zeigt sein wahres Ich! Vorher saß er immer nur unter einer Wurzel.
Inzwischen - nachdem sich beide Blauaugenharnischwelse sozusagen in ihren Revieren etabliert haben, also auch nicht
mehr ihre Umgebung erforschen müssen, kann ich doch sagen, dass sie ein anderes Verhalten als ihre Verwandten Panaques,
die ich bisher kennengelernt habe, an den Tag legen:
Wenn andere eher einem Streit der nicht unbedingt sein muss aus dem Wege gehen (wenn sowieso mehr als genug Futter da ist
und mehr Höhlen, als Welse im Aquarium sind) sind sie geradezu darauf aus, einen Streit vom Zaum zu brechen, wenn es
sich irgendwie einrichten lässt. Ein Panaque cochliodon ist imstande, eine größere Anzahl gleichgroßer Welse in Schach
zu halten, ja zu disziplinieren. Je näher der Verwandschaftsgrad ist, desto heftiger und häufiger sind die Angriffe,
wobei die Blauaugen immer die Sieger sind.
Wenn es mehrere Futterhäufchen mit Algae Wafers auf dem Sandboden gibt, die weit voneinander entfernt liegen und
linksaußen der Blauaugenharnischwels an ihnen herumknabbert, rechtsaußen aber gleichzeitig ein Panaque nigrolineatus
dasselbe tut, dann muss der Blauaugenharnischwels in Windeseile mal kurz nach rechtsaußen schwimmen, um dem
dortigen Fresser seine langen Odontoden in die Seite zu stechen oder um ihn zumindest heftig zu rammen!
Beide Blauaugenharnischwelse sind inzwischen die unumschränkten Herrscher in jeweils ihren Aquarien!
Die Zusammenführung von beiden werde ich erstmal nicht vornehmen, solange einer von beiden halb so groß wie der
andere ist.
Der kleine P. cochliodon hat keine ernstzunehmenden Gegner in seinem Aquarium - nur ein paar Ancistren, einen
kleinen (!) P. nigrolineatus und drei Peckoltia cf. braueri, für die er sich nicht besonders interessiert. Manchmal
versucht er bei seinen Raspeleien auch die Aquarienrückscheibe anzuknabbern, was ganz merkwürdige Geräusche macht - man
kann deutlich seine Zähne über das Glas knirschen hören.
Im Moment ist er gerade damit beschäftigt, eine etwas ältere Bambusröhre zu zerfleddern und dabei quer durch das
Aquarium zu schieben.
Nummer drei ist da!

Heute habe ich einen weiteren, mittleren (23 cm) Blauaugenharnischwels bekommen. Er sitzt im Diskusbecken zusammen
mit dem Kleinen. Eine Begegnung zwischen beiden habe ich noch nicht beobachten können. Der Kleine benimmt sich aber
unverändert.......
Nach fünf Tagen sitzt er immer noch unter einer Wurzel. Er ist aber aktiv - ich kann sehen, dass er gelegentlich an
seiner Wurzel raspelt und er verändert auch seine Lage, nur rausgekommen ist er noch nicht. Irgendwelche Rivalitäten
zwischen ihm und dem kleinen sind nicht zu bemerken.
Einen Monat später:
Beide lassen sich fast nie in der "Öffentlichkeit" sehen. Sie sitzen meist mehr oder weniger zusammen unter
einer langen Wurzel auf dem Aquarienboden. Streitereien oder gar Kämpfe sind nicht zu bemerken. Vielleicht
ist es ja doch ein Paar. :)
4.6.2001
Durch den aufmerksamen Hinweis eines anderen Berliner Aquarianers fand ich gestern eine Annonce in der Zweiten Hand:
Blue Eyed Pleco abzugeben! Ich rief sofort an und lies mir den Wels - er war noch da - von der Besitzerin beschreiben;
es könnte einer sein. Heute war ich dann da und habe ihn abgeholt - er ist genauso groß, wie die zwei anderen kleinen
und er kam nach längerer Eingewöhnung auch in ihr Becken. Die Werte dort sind jetzt 400 µS und pH 5,0 bei 28 Grad C.
Die Besitzerin wollte nur einen symbolischen Kaufpreis von fünf Euro haben!

Nach dem Umsetzen gab es erstmal einen längeren Kommentkampf mit einem der beiden anderen. Da sich die ersten zwei
bei ihrer Erstbegegnung ganz friedlich aneinander gewöhnt hatten und nur einer von ihnen diesmal den Neuzugang
bekämpft, möchte ich gerne annehmen, dass der nicht kämpfende Wels ein Weibchen ist. :)
Am nächsten Abend: Kommentkampf zwischen allen drei Welsen. Alle drei schwimmen umeinander - auch in mittlerer Höhe
des Aquariums - und versuchen sich gegenseitig ihre Kiemendeckel mit den Odontoden entgegenzustrecken und mit den
Kopfseiten Schläge anzudeuten. Ich kann bisher noch nicht erkennen, ob zwei gegen einen kämpfen, oder jeder gegen
jeden...
Die Kommentkämpfe finden immer noch statt, aber sie nehmen an Heftigkeit ab. Es handelt sich meistens nur noch
um Verfolgungsschwimmereien......
Folgende Gedanken gehen mir dabei durch den Kopf:
Diese Blauaugenharnischwelse haben die letzten zehn Jahre in Einsamkeit gelebt - sie hatten keinen Kontakt zu
anderen Individuen ihrer Art. Oft waren sie überhaupt der einzige Wels in ihren Aquarien. Was ist das wohl für eine
Situation, wenn urplötzlich noch zwei gleichgroße Exemplare der eigenen Art auftauchen? Leben sie jetzt zum ersten Mal
richtig auf?
Testfläche, um die Welse mal als Film zu präsentieren - daran übe ich aber z.Zt. gerade.....

Im Moment sieht die Situation der drei Panaques so aus:
Zwei von ihnen sind praktisch immer zusammen und auch tagsüber ständig friedlich (!)im Vordergrund zu sehen,
der dritte hält sich immer im Hintergrund auf und ist fast gar nicht zu entdecken.

31.12.2005
Bei genauerem Hinsehen finde ich, dass einer der drei deutlichen Laichansatz zeigt.
Rückblickend ist das wohl Wunschdenken gewesen... ;)
1.10.2007
Alle drei sind nach wie vor lebhaft im selben Becken.
Einer von ihnen zeigt inzwischen ziemlich "monströse" Interopercularodontoden und ebensolche Odontoden auf
den Brustflossenstrahlen. Diese Stacheln sind hell gefärbt und heben sich deutlich vom restlichen schwarzen
Welskörper ab, der für mich deshalb neuerdings schon von weitem zu erkennen ist.