Ich finde:
- dass der Erklärungs- und Lösungsversuch (örtliche Änderung viel
stressiger als Wasserwertänderung), wie ich ihn verstehe, nicht mit den
gegebenen Daten belegt werden kann
- dass die Umfrage keine Rückschlüsse erlaubt, außer dass bei allen
Umsetzmethoden Otos sterben
- dass die Annahme, dass wie bei anderen Arten weder Wasserwerte noch die
örtliche Veränderung alleine ausschlaggebend sind, sondern der
Gesamtstress, auch ein vermehrtes Otosterben erklären kann
Das Otosterben stelle ich damit nicht in Frage. Mir ist aber schon nicht
klar, ob das direkt nach dem Umsetzen passiert, wie hier geschrieben wird und
Hypothese II unterstellt, oder nach 14 Tagen wie in Hypothese I steht. Also
gehe ich von erhöhtem Sterben innerhalb von 2 bis 3 Wochen aus. Meine haben
die erste Zeit nämlich alle überlebt.
Trotzdem spekuliere ich auch mal. Ich finde in jedem Fall die
"Verhungererklärung" überzeugender, die keine grundsätzliche
"Sonderstellung bei der Eingewöhnung" für Otos erfordert.
Otos fressen IMHO kaum auf Vorrat, sondern brauchen ständig bequem
erreichbares Futter (bestimmte Algen usw.) um sich herum. Jedenfalls deckt
sich das mit dem Fressverhalten meiner Otos, die erst im höheren Alter hin
und wieder mal zur Fütterung erscheinen. Und auch in der NG wurde öfter
diskutiert, ob und was Otos denn eigentlich fressen, da viele sie nicht
offensichtlich fressen sehen. Auf deinen Seiten steht auch was dazu. Da
Otos beim Transport nicht gefüttert werden, sind sie entsprechend
ausgehungert und anfällig, wenn sie beim Händler ankommen. Hinzu kommt,
dass Händlerbecken oft klinisch algenfrei sind und Otos nicht ohne Weiteres
an Tablettenfutter etc. gehen. Welcher Händler gibt schon Grünfutter.
Weiterhin sollen Otos gegen Verunreinigungen (Ammonium/Ammoniak/Nitrit?)
sehr empfindlich sein. Da Fische in großen Mengen in kleinen Behältern
transportiert werden, ist der Transport aufgrund der unvermeidlichen
Verunreinigung für sie besonders stressig.
Entsprechend ausgehungert und gestresst, wenn nicht schon erkrankt, kommen
sie schon in unseren Aquarien an. Das Hungern beginnt nicht erst zu diesem
Zeitpunkt als Reaktion auf den Umsetzstress, wie Theorie I nahe legt,
sondern ist schon weit fortgeschritten und Mitursache des Stresses. Das
Einsetzen, egal wie, gibt ihnen häufig den Rest. In vielen Fällen kommen
sie in ein neues Aquarium, in dem nicht genug passende Algen sind und kein
Grünfutter gegeben wird. Es gibt sogar die Vermutung, dass die Darmflora
während des Transports zum Händler "verhungert" und trotz Futter nicht
schnell genug wieder aufgebaut werden kann.
Einen so ausgehungerten, erschöpften, evtl. schon kranken Oto in einem
futterlosen Becken kann man umgesetzt haben, wie man will, der hält nicht
lange durch . Wann sie genau sterben, hängt von der Gesamtkondition ab.
Hunger ist übrigens ein Punkt, wo für kritische Fälle langsames Umsetzen
tatsächlich die Situation verschlechtert, da im Zwischenbehälter in der
Regel kein Futter ist. Die Otos hungern umso mehr, je länger die Anpassung
dauert. IMHO kann auch so erklärt werden, warum bei Otos
möglicherweise/manchmal schnelles Umsetzen weniger Opfer fordert, als
langsames Umsetzen. Kurz vorm Verhungern zählt jede Sekunde. Eine kleine
Verbesserung wäre dann, die Anpassung langsam in einem veralgten Behälter
unter Zugabe von Grünfutter durchzuführen.
Als Test könnte man eingewöhnte Otos (mehrfach) in ein anderes
futterreiches Aquarium mit gleichen Wasserwerten, aber anderer Dekoration
umsetzen. Nach meiner Vermutung dürfte das vermehrte Sterben nicht
auftreten. Nach Hypothese II müsste das Sterben auftreten.
Als ich das Becken von Kies auf Sand umgestellt und auch sonst umdekoriert
habe, ist kein Oto gestorben, obwohl sie zwischendurch stundenlang in einer
Plastikwanne waren. Das spricht IMHO eindeutig gegen Hypothese II. Ein
Einzelfall, aber es gibt bestimmt mehr Erfahrungen. Ich lese immer, dass
einmal eingewöhnte Otos recht robust sind und lange leben. Von
Massensterben beim "internen" Umsetzen bei gleichen Wasserwerten habe ich
noch nicht gelesen.
-- Grüße Norbert (Heidbüchel)
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