Der L 70, Hypancistrus spec. "Zombie"

Fotos: Anita Ahmad

Aussehen:

Die Hypancistrus spec. "Zombie" sind wirklich sehr schöne Tiere. Farblich variieren sie in den verschiedensten Grautönen. Halten sie sich länger an dunklen Stellen auf (z.b. in ihren Tonhöhlen), werden sie sehr dunkel. Manchmal sogar fast schwarz. Wenn sie aktiv durch das Becken streifen überwiegen hellgraue, bläulich schimmernde Töne. Besonders hübsch finde ich die verhältnismäßig großen Rücken- und Schwanzflossen der "Zombies". Nach den Angaben, die ich im Internet gefunden habe werden sie ca. 12 cm groß. Meine 4 Welse haben im Moment eine Totallänge zwischen 8 und 10cm.

Herkunft:

Die Heimat dieser Hypancistrusart ist meines Wissens der Rio Tapajos (Brasilien), ein recht warmer, stellenweise schnellströmender Klarwasserfluss. Die Temperatur liegt im Hauptstrom zwischen 28 und 33C. Es handelt sich um ein relativ weiches Gewässer mit einem PH- Wert zwischen 5,5 und 6,5. (Die Informationen über den Tapajos habe ich dem "Datz-Sonderheft Harnischwelse2" , Seite 55, entnommen.)

Ernährung:

Hypancistrus sind ja bekanntlich Allesfresser. Nach einem Bericht von Ingo Seidel, den ich im Internet gefunden habe, sind Hypancistrus im Alter fast reine Fleischfresser, während jugendliche Tiere sehr viel mehr Pflanzennahrung zu sich nehmen und auch Pflanzen schädigen können. Meine Welse bevorzugen Frostfutter, wie Artemia, Muschelfleisch, Garnelenfleisch, Wasserflöhe, Cyclops, Mülas, Lobstereier, etc. Granulatfutter und Tabs werden allerdings auch sehr gerne genommen. Mit Gemüse ist das so eine Sache. Bei allen meinen Versuchen Gurken, Zucchini, Salat, Algenblätter, etc. zu verfüttern wurde das Gemüse nur zwei Mal aufgemampft. Die anderen Male blieb es über Nacht unberührt liegen. An der Moorkienholzwurzel habe ich sie zumindest tagsüber noch nie knabbern sehen.

Verhalten:

Meine 4 Tiere sind ausgesprochen scheu. (Um sie nicht gar als Feige zu bezeichnen)Tagsüber verbringen sie die meiste Zeit in ihren Tonhöhlen. Die Fütterung löst immer eine erstaunlich Aktivität aus. J Die Welse kommen neugierig und hektisch aus ihren Verstecken bis zur Frontscheibe vor. Bei der kleinsten Bewegung vor dem Aquarium verschwinden sie sofort wieder um sich nach kurzer Zeit erneut "an die Front" zu wagen. Nachts scheinen sie wesentlich aktiver zu sein. Das habe ich besonders am Anfang zu spüren bekommen. Jeden Morgen waren mindestens 4 Pflänzchen, die noch nicht gut verwurzelt waren herausgerissen. Auch wenn ich abends spät nach Hause komme und zwangsweise noch mal das Licht in dem Raum anmache, klebt eigentlich immer einer, wenn nicht zwei meiner Freunde vor Schreck erst einmal an der Scheibe. (Zumindest kann ich mich dadurch ab und zu von den dicken Bäuchen, also dem guten Ernährungszustand der kleinen Feiglinge überzeugen.)

Das Verhalten der Tiere untereinander ist eher friedlich. Nach anfänglich häufigen aber harmlosen Rangeleien haben sie sich inzwischen über die Revieraufteilung geeinigt. Jeder hat seine eigene Tonröhre, in welcher der Tag verbracht wird. Die nähere Umgebung der Tonhöhle wurde von den Welsen durch "graben" individuell gestaltet. *g* Die Tonhöhlen werden meinen Beobachtungen nach anderen Verstecken unter Schiefersteinen oder Wurzeln vorgezogen. Ab und zu ist auch mal ein Tier am wedeln. Leider kam es noch nicht zu mehr. ;-)

Bei der Fütterung kommt es zu leichten Rangeleien. Die kleineren, unterlegeneren Tiere weichen den dominanteren sofort. Ich halte 4 L 70 in einem 80x35x40 cm Becken. Probleme aufgrund innerartlicher Aggressionen hatte ich noch nicht.

Tagebuch:

Anfang September:

Endlich ist es soweit! Meine ersehnten 4 L 70 sind samt 4 passender Tonhöhlen aus Bremen in Würzburg angekommen. (Danke Rolo ;-)) Es handelt sich um bereits recht große Tiere. 2 dürften so 8 cm, die anderen 10 cm vom Saugmaul bis zur Schwanzspitze haben. Leider sind sie anscheinend noch nicht sehr lange in Deutschland. Die Bäuche sind etwas eingefallen. Aber sie gehen sehr gut ans Futter. Ich führe das nur auf den Transportstress zurück, den die Hypancistrus hinter sich haben. Allerdings wird in nächster Zeit erst einmal nur Ballaststoffreiches Futter auf dem Speiseplan stehen. Aber gegen Artemia scheinen sie nicht zu haben. ;-)

Ihr neues Zuhause ist ein 80x35x40 Becken. Temperatur: 26C, Leitwert 230 mS, KH3, GH6. Der Ph- Wert liegt im leicht sauren Bereich. Der Bodengrund besteht zum Teil aus feinem, rundem Kies mit einer Körnung von 1 - 2-mmund zum anderen Teil aus Sand. Eine Wurzel sowie einige Schiefersteine bieten den Tieren neben Tonhöhlen weitere Versteckmöglichkeiten. Weitere Bewohner sind im Moment nicht vorhanden.

3. September:
Man sieht nicht sehr viel von den Tieren. Sie sind ausgesprochen scheu.

5.September:
Oh Schreck! Eines der kleineren Tiere hat es "erwischt": Flossenfäule! Die Schwanzflosse ist nur noch ein Stummel und von den Brustflossen und der Rückenflosse ist jeweils nur noch der Hartstrahl vorhanden. Auf Anraten habe ich mit dem Wels ein Intensivbad durchgeführt und den Patienten danach in einen Ablaichkasten, den ich zuvor mit einem kleinen Wurzelstück und etwas Hornkraut bestückt hatte gesetzt.

10. September:
Der Kleine erholt sich gut. Die Flossen sind schon wieder ein ganzes Stück nachgewachsen. Er geht sehr gut ans Futter. Der Hohlbauch ist schon lange verschwunden. Ich lasse ihn noch ein paar Tage im Kasten, da unter ihm die Rangeleien und Revierkämpfe, wenn auch harmlos losgehen. Das ist noch zuviel Stress für ihn.

11.September:
Ein anderer L 70 fand es wohl sehr ungerecht, dass der Patient so unverschämt große Futterrationen erhielt. Er hing unten am Ablaichkasten und versuchte die Futtertablette durch das feine Gitter am Boden des Kastens in sich hinein zu saugen.

15. September:
Der Patient ist erfreut sich wieder bester Gesundheit und wurde soeben entlassen.

20.September:
Auch wenn man die Welse tagsüber kaum sieht, scheinen sie zumindest nachts sehr aktiv zu sein. Zumindest bin ich jeden Morgen damit beschäftigt ausgerissene Pflänzchen wieder einzusetzen.

1.Oktober:
Heute sind zwei Welse so sehr vor mir erschrocken, dass sie sich aus versehen zusammen in eine Tonhöhle geflüchtet haben. Eine ganze Zeit lang spitzten zwei kleine Schwanzflossen aus der Höhle heraus, bis der Besitzer sich endlich ein Herz fasste und den Nachbarn herausdrängelte.

25. November:
Einer der "Zombies" sitzt in seiner Höhle und wedelt. Ein Gelege ist allerdings nicht vorhanden.

26. Dezember:
Ihre Schreckhaftigkeit werden die Tiere wohl nie verlieren. Interessant wird das Verhalten bei der Fütterung. Es erinnert an einen inneren Kampf: Aufgrund der Gier nach dem guten Futter überwinden die Tiere auch tagsüber ihren inneren Schweinehund und sind sofort zur Stelle. Hektisch schwimmen sie von einem Versteck zum nächsten. Sie pirschen sich an, um sich dann unbemerkt über das Futter herzumachen. Bei der kleinsten Bewegung vor dem Aquarium ist ein sofortiger Rückzug angesagt. Blitzschnell verschwinden sie wieder in ihren Höhlen, wo sie sich sicher fühlen. Begegnen zwei L70 sich bei der Futterquelle, so verschwindet das unterlegene Tier sofort.

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