Liebe Aquarienfreunde,
diesmal möchte ich über meinen absoluten Favoriten unter den Welsen berichten.

Wir kennen Ihn alle, den Blauaugenharnischwels. Leider wird er in der Literatur und auch im "täglichen Umgang" immer falsch mit dem Namen Panaque suttonorum beschrieben. Der eigentliche P. suttonorum, auch als P. suttoni bekannt, stammt aus dem Rio Catatumbo, welcher den östlichen Andenabhand entwässert. Er mündet im Lago de Maracaibo. Es ist zu vermuten, dass in den anderen Flüssen (Rio Santa Ane, Rio Negro usw.), die mit dem Rio Catatumbo das westliche Flußsystem um dem Maracaibosee bilden, auch Tiere dieser 1944 durch Schulz beschriebenen Art vorkommen.

Den Blue-Eye-Pleco wie wir Ihn allerdings kennen stammt aus dem Rio Magdalena, Kolumbien. Panaque cochliodon wurde erstmals von Steindachner 1879 im Rio Magdalena gefunden und als Panaque cochliodon beschrieben.

Ein deutlicher Unterschied zwischen den Arten ist zu erkennen, wenn man sich die Erstbeschreibungen beider Tiere anschaut. P. suttonorum hat einen völlig anderen Körperbau. Am deutlichsten kann man die Unterschiede an der Kopfform und der Form der Rückenflosse erkennen. Da aus dem Einzugsgebiet des Lago de Maracaibo kaum Importe zu uns gelangen, habe ich bisher nicht die Gelegenheit gehabt, beide Tiere in Natura zu vergleichen.

Warum bleibt der Blue-Eye-Pleco aus???
Bis vor gut 4 Jahren wurde P. cochliodon regelmäßig in großen Stückzahlen importiert. Sein plötzliches Ausbleiben verwunderte damals wie heute viele Welsfreunde. Ich selber habe während meiner Nachforschungen viele Erklärungen gehört, welche mir aber alle nicht glaubhaft erschienen.
Anfang 2000 lernte ich durch einen Zufall den Schweizer Bruno Keller kennen. Bruno Keller ist Mitinhaber einer kolumbianischen Exportstation für Zierfische in der Nähe von Bogota. Bruno schrieb mir in einem Fax, dass man nichts hundertprozentiges sagen könnte, da sich die staatlichen Behörden nicht weiter für solche Dinge interessieren, aber seine Vermutung ist folgende: In der 8 Millionen Metropole Bogota (Hauptstadt von Kolumbien) sind viele Gerbereien ansässig und diese Firmen kippen die giftigen Abfälle einfach in den Rio Bogota. Der Rio Bogota fließt in den Rio Magdalena, aus welchem wir bisher unsere P. cochliodon bekamen. Die Gifte müssen toxisch auf diese Tiere gewirkt haben, zumal Bruno Keller von vielen Einheimischen gehört hat, dass in einem kurzen Zeitraum Tausende von P. cochliodon tot auf dem Fluss trieben. Ich halte diese Möglichkeit für absolut wahrscheinlich, denn unter anderem wurde der Import von anderen Arten aus diesem Fluss auch wesentlich geringer so z.B. von Sturisoma-Arten. Der Artbestand des P. cochliodon wurde derart dezimiert, dass ein Import kaum möglich ist. Vereinzelt gelangen jedoch immer wieder Tiere nach Europa und Japan. Hierbei mag es sich aber eher um Tiere handeln, die aus noch nicht verseuchten Seitenarmen des Rio Magdalena stammen oder aus dem "neu gefundenen" Verbreitungsgebiet, das allerdings kaum zu betreten ist, weil es sehr stark von der Guerillia kontrolliert wird.

Ein weiteres Problem bei den Tieren, die in den letzten 1-2 Jahren importiert wurden, ist ein Leber/Nieren-Bakterium, das sich durch einen weißen Hautbelag, eingefallene Augen und Bauch äußert und was die Tiere binnen kürzester Zeit verenden lässt. Untersuchungen haben ergeben, dass das Antibiotika Baytril in einer höheren Konzentration diese Krankheit heilen kann. Mein erstes Paar ist an dieser Krankheit erkrankt und gestorben, allerdings konnte ich andere Panaque- und Welsarten wie z.B. Panaque nigrolineatus (Rio Araguaia, golden Line), die sich angesteckt haben, heilen.

Die Hälterung
P. cochliodon sollte man in großen Becken ab 1,50 m halten, da diese Art zu den groß werdenden Welsarten zählt. Sie benötigt wie alle Panaque unbedingt Holz. Im Vivarium des Landesmuseum Hannover kann man Tiere sehen mit 35-40 cm Länge und Großhändler haben mir von Tieren berichtet, die jenseits der 50 cm Grenze lagen, aber Aufgrund der Größe nicht zu uns gelangen konnten. P. cochliodon liebt die Strömung über alles und es ist durchaus angemessen, wenn man in einem 1,50 m Becken eine Strömung von 4000 Liter/Stunde erzeugt. Ansonsten sind die Tiere doch recht anspruchslos. Die Fütterung erfolgt bei mir durch viel frisches Gemüse, Algenwafers und vor allem Holz. Die Wasserparameter sollten wie folgt sein: 25-27°C, pH 6,5-7,5 und 7-14° dgh. Also alles in allem sind diese Tiere gut zu pflegen.

Eher gibt es Probleme bei der Vergesellschaftung mehrerer Tiere dieser Art. Die innerartlichen Aggressionen können derart stark sein, dass sich die Tiere bis zum Tode bekämpfen. Ich habe zweimal die schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass sich Tiere, die Anfangs in völliger Harmonie lebten, sich nach Wochen bekämpften und das bis zum Tode des Schwächeren. Man kann solche Zwischenfälle kaum verhindern, denn meistens sieht man es erst wenn es zu spät ist. Ich kann jedem nur davon abraten, sollte er die Möglichkeit finden mehrere Tiere zu erwerben, diese einfach so in einem Becken zu vergesellschaften. Es gehört viel Zeit dazu und man muss die Tiere sehr lange und sehr genau beobachten, um solche Situationen zu vermeiden. Aggressionen solcher Ausmaße sind mir ansonsten nur von wenigen Welsarten bekannt (z.B. L 25).